Vor gar nicht langer Zeit schrieben wir an dieser Stelle zum Thema Skandal-Werbung und berichteten darüber, wie man sie intelligent für sich nutzen kann. Nun gibt ein Skandal in Italien Anlass, sich noch einmal aus einer anderen Perspektive mit dem Bereich auseinanderzusetzen – es geht um das Unternehmen Kumpan, den Anbieter von deutschen E-Rollern der Premiumkategorie die von Stadtwerken gerne im Sharing-Geschäft eingesetzt werden.

Seit 2011 verkauft das Remagener Unternehmen E-Roller in Deutschland und stellte Anfang November auf Europas größter Motorradmesse, der EICMA in Mailand, seinen neuen Modelle 1954 Ri und den brandneuen, bis zu 100 km/h schnellen 7kw-Roller 1954 Ri Sport vor. Und musste dabei erleben, dass auf Intervention der italienischen  Rollerfirma Piaggio alle ausgestellten Modelle von der Finanzpolizei „Guardia di Finanzia“ beschlagnahmt und vom Stand geholt wurden. Grund: Die Behauptung der Firma Piaggio, es handele sich bei den Fahrzeugen vom Rhein um Nachahmungen des eigenen Rollers.  Ist der ein Schelm, der Böses dabei denkt oder diese Maßnahme in direkten Zusammenhang mit der auf der Messe erfolgten Vorstellung des ersten elektrischen Piaggio-Rollers bringt?

Zunächst war es ein Schock für die Verantwortlichen des von den Gebrüdern Tykesson 2010 gegründeten Unternehmens, doch dann konnte dieser von einem Mitbewerber verursachte Skandal aus Sicht des Marketings sogar genutzt werden. Patrik Tykesson, einer der Gründer und Geschäftsführer: „Durch die Beschlagnahmung unserer Kumpane wurden wir während der gesamten Messezeit außer Gefecht gesetzt. Trotz des leeren Messestands haben wir uns nicht klein kriegen lassen. Im Gegenteil – wir haben die Aufmerksamkeit für uns nutzen können: Mit aktiver Pressearbeit und dem Einsatz von Social Media unter dem Hashtag #freekumpan konnten wir einen großen PR-Erfolg sowie eine gesteigerte Markenbekanntheit über alle Kanäle hinweg verzeichnen. Viele Besucher hielten die fehlenden Roller sogar für einen Marketing-Schachzug.“

Social Media – Aktivitäten hilfreich

Durch clevere Aktivitäten hat Kumpan die zunächst grundsätzlich missliche Situation durch eine Rollervergleich für EICMA-Aktionschnelle Reaktion und unter Zuhilfenahme der sozialen Medien so gedreht, dass die für die Messe getätigten Investitionen in den italienischen Markt, sogar noch eine weit über die Grenzen hinaus gehende Wirkung hatten. Betrachtet man die Ausgangslage, stellt man fest, dass der Zeitpunkt für die Beschlagnahme des nunmehr seit vier Jahren auf dem italienischen Markt erhältlichen Modells 1954 aus Marketingsicht nicht besser gewählt werden konnte, um die Markenbekanntheit zu stärken und das relaunchte Produkt im Fokus der Aufmerksamkeit zu platzieren.

Geradezu grotesk erscheint jedoch der Vorwurf des Plagiats aus den Vorstandsetagen des italienischen Traditionsherstellern, wenn man die auf unserem Foto abgebildeten E-Roller aus der ganzen Welt betrachtet und versucht, die Frage zu beantworten, welches Fahrzeug ist ein Kumpan und welches Foto bildet vielleicht ein Piaggio-Modell ab? Viel Freude bei der Recherche!
Foto: Kumpan

 

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